Ehem. Synagoge

Jüdisches Leben und die Synagoge in Ottensoos

Im Jahr  903 taucht der Name des Pegnitzdorfes zum 1.Mal urkundlich auf. 1061 wird eine Kirche geweiht. 1268 kommt die Gegend an das Haus Wittelsbach-Bayern. Später dann an die Pfälzer(vgl. Oberpfalz), die 1478 ihr Wappen am Turm der Veitskirche anbringen lassen. Seit 1504 gehört der Pegnitzgrund zu Nürnberg (Alt-Nürnberger Landschaft); Ottensoos bleibt beim Rothenberg (Ganerbenschaft).

Wahrscheinlich ab 1500 gibt es auch in Ottensoos jüdische Haushaltungen, zuvor bereits im Rothenberger Land. Zentrum des Jüdischen Lebens ist Schnaittach, wo Gottesdienste stattfinden können und Beerdigungen.

Erst nach dem 30-jährigen Krieg wächst die Bevölkerung in Ottensoos wieder so an, dass die Juden den Bau einer eigenen Synagoge im Dorf planen. Sie wird im Jahr 1686 erbaut. In Kurbaiern ist das Zusammenleben von Lutherischen Christen und Juden in einem Dorf selten.

Was sind die Voraussetzungen dieses „Landjudentums“? Trotz aller Beschränkungen persönlicher Art (Einschränkungen bei der Berufsausübung, Grundstückserwerb) geben der Hausierhandel, besonders der Viehhandel, aber auch der Geldverleih  Möglichkeiten zum Lebensunterhalt. In Ottensoos spielt der Hopfenanbau eine große Rolle. Die großen Sandstein-Bauernhäuser weisen darauf hin, da durch den Verkauf des Hopfens viel Geld ins Dorf kommt, vor allem im 19. Jhdt. Als Hopfenhändler sind Juden an diesem Aufschwung beteiligt.

Eine Auswirkung dieser Entwicklung ist die Errichtung eines jüdischen Schulhauses: An die Synagoge wird  1869 westlich ein Anbau errichtet, welcher auch die für den Lehrer (und seine Familie) notwendigen Wohnräume umfaßte.

1871 versetzt ein Brand die Synagoge in Schutt und Asche. Insgesamt 9 Gebäude brennen nieder, später als „Großer Brand von Ottensoos“ bezeichnet. Unter großen Opfern und durch bayernweite Spendenaktionen kann die Synagoge wieder aufgebaut werden. 1872 wird  das gottesdienstliche Leben im neu geweihten Raum fortgesetzt.

Weil 1806 das Königreich Bayern sich aufmacht, ein moderner Staat zu sein, der allen Bürgern  gleiches Recht zugesteht, erhalten auch jüdische Menschen schrittweise mehr Rechte. Ab 1861 kann jeder bayrische Bürger seinen Wohnort im Land selbst auswählen. Seitdem nimmt die jüdische Dorfbevölkerung ab. Vor allem die Großstadt Nürnberg bietet vielfältigere Berufschancen an, als es das Dorf jemals kann.

Ab dem Jahr 1933 werden auch in Ottensoos negative Gefühle gegen jüdische Mitbürger in Wort und Tat umgesetzt. Noch mehr jüdische Menschen verlassen das Dorf. Im Sommer 1938 leben nur mehr ca. 15 jüdische Menschen in Ottensoos, welche dann die Schrecken der Reichspogromnacht durchmachen müssen: In der Nacht vom 9. auf den 10. November gibt es Krawalle im Dorf: Die Bewohner der Nachbarschaft verhindern ein Anzünden der Synagoge. Das Gebäude wird aufgebrochen, Gegenstände werden zerstört und durch die zertrümmerten Fenster in den Hof geworfen. Die jüdischen Bewohner werden aus ihren Wohnungen geholt und in der Schule eingesperrt bis zum nächsten Morgen - der Beginn eines schrecklichen Endes...

Im Juni 1939 wird an das Bezirksamt gemeldet, dass in Ottensoos keine Juden mehr wohnen. Das Gebäude der ehem. Synagoge wird noch 1938 an die Gemeinde verkauft.

Nach Kriegsende ist die Wohnungsnot groß: im hohen Gebetsraum werden  Decken eingezogen, um ihn als Wohnung nützen zu können.

Trotz gewisser Renovierungen wohnen immer weniger Mieter in der ehem. Synagoge. Jahrelang steht das Gebäude leer. Eine im Nov.1988  an der Front angebrachte Erinnerungs-Tafel macht auf das Schicksal des Gebäudes und der jüdischen Mitbürger aufmerksam. 2009 gibt das Konjunkturprogramm II den ersten Anstoß für eine Sanierung und Teil-Rekonstruktion, die ab 2010 begonnen werden. 

(Quelle: Martin Schieber: Ottensoos - Ein Streifzug durch elf Jahrhunderte Geschichte. Sandberg Verlag, 2003)

Das Ziel dieser Bemühungen um die Ehemalige Synagoge Ottensoos als einem neuen Kulturraum im Dorf könnte man beschreiben mit den Stichworten:

Begegnung – Bildung – Gedenken – Kultur